Das Baudenkmal Kloster Dobbertin
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Das Baudenkmal Kloster Dobbertin

Aufgeschrieben von Dirk Schumann

„Fast mitten im Fürstenthum Wenden, nicht weit von Goldberg und Krakow, an einem kleinen See, ist ein adliches Jungfrauenkloster…“

Hans Heinrich Klüver, Beschreibung des Herzogthums Mecklenburg, Hamburg, Teil 2, 1738

Wie viele andere mecklenburgische Klöster liegt auch die Dobbertiner Klosteranlage in romantischer Lage am See. Der slawische Ortsname weist auf eine bereits zuvor hier ansässige Bevölkerung hin. Vieles der Geschichte des Klosters liegt noch im Dunklen. Nicht einmal das genaue Jahr seiner Entstehung ist bekannt. Nur der Name des Stifters wurde überliefert. Es handelt sich um den mecklenburgischen Fürsten Borwin I., der das Kloster bald nach 1220 gründete. Die ältesten Urkunden zum Kloster weisen nach, dass sich in Dobbertin zuerst Benediktinermönche ansiedelten. Doch bereits 1234 fehlte jede Spur von ihnen. An der Stelle des Männerklosters gab es zu diesem Zeitpunkt hier bereits einen Benediktinerinnenkonvent. Bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1920 gehörten ihm fast ausnahmslos Frauen aus adligen Familien an.

Eingang zur Klausur und Schule

Die ersten Klostergebäude

Von den ersten Klostergebäuden konnten bisher nur wenige Reste nachgewiesen werden. Der Bau der vorhandenen Anlage setzte erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein, nach dem die Güstrower Burg als zentralen Wohnsitz eines landesherrlichen Familienzweiges derer „von Werle“ ausgebaut wurde. 1291 stellen mehreren italienischen Bischöfen in Orvieto einen Bauablass für das Kloster aus.

Als erstes begann man um 1280 den Neubau der Klosterkirche. Deren Lage gibt jedoch Rätsel auf, da sie schräg gegen den Kreuzgang stößt. Vielleicht ist einer der Gründe für diese ungewöhnliche Situation in der Existenz von Vorgängerbauten zu suchen. Das Vorhandensein eines nutzbaren Konventsgebäudes würde auch erklären, warum man im späten 13. Jahrhundert als erstes der neuen Klausurgebäude nicht den wichtigeren Ostflügel mit dem Kapitelsaal und dem Dormitorium (Schlafsaal), sondern den Südflügel mit zwei Refektorien (Speisesälen) errichtete. Während die Klosterkirche bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vollendet war, baute man an den Klausurgebäuden bis in das 15. Jahrhundert hinein. Die 1333 und 1360 in Avignon – dem damaligen Sitz des Papstes – ausgestellten Ablassurkunden bezeugen die Bemühungen um das nötige Geld für die Vollendung der Dobbertiner Klausuranlage. Im ausgehenden Mittelalter war das Frauenkloster eines der prächtigsten und reichsten in Mecklenburg.

Als das Kloster im Zuge der Reformation schließlich nach langem Widerstand 1572 in ein adliges Damenstift umgewandelt wurde, blieb sein Landbesitz unangetastet. Die günstige Entwicklung der zu einem Amt zusammengefassten Klosterwirtschaft ermöglichte seit dem späten 17. Jahrhundert auch wieder umfangreiche Bautätigkeiten an den Klostergebäuden, die im frühen 18. und im 19. Jahrhundert schließlich zur heutigen Gestalt der ausgedehnten Anlage führten.

Klosterkirche

Die Klosterkirche

Ursprünglich sollte die Klosterkirche, deren Bau um 1275 begonnen wurde, drei durch Arkaden miteinander verbundene Schiffe erhalten. Doch nach Fertigstellung der Arkadenbögen änderte man den Plan und errichtete im späten 13. Jahrhundert eine einschiffige Saalkirche, wie sie für norddeutsche Frauenklöster typisch ist.

An keiner Stelle wird diese ungewöhnliche Baugeschichte der Klosterkirche so deutlich wie an der im Eingangsbereich freiliegenden mittelalterlichen Umfassungswand, denn alle anderen Wandflächen wurden im 19. Jahrhundert im „gotischen Stil“ verkleidet.

Sichtbar blieb diese ältere Wand, weil sie bis 1946 von dem hier anschließenden Klausurgebäude verdeckt wurde, dessen einstigen Dachansatz man noch über dem Glasdach an der Kirchenfassade erkennen kann.

Schaut man sich die beiden vermauerten Spitzbögen genauer an, sieht man an den dazugehörigen Kämpfern noch die Reste eines aufwendig gestalteten Kämpferfrieses mit Rankendekor, der aus großen Backsteinelementen zusammengesetzt worden ist. Solche in der Mark Brandenburg an verschiedenen Ordensbauten auftretenden großen Reliefformsteine aus Backstein sind für diese Zeit in Mecklenburg selten und kommen nur noch an der Stiftskirche in Bützow und einigen Dorfkirchen im dazugehörigen Umland vor.

Das hochgelegene – heute vermauerte – spitzbogige Portal in der Südwand der Dobbertiner Klosterkirche führte vom Schlafsaal (Dormitorium), auf die Nonnenempore.

NonnenemporeDie schnelle Verbindung von Schlafsaal und Nonnenempore in der Kirche war notwendig, da die regelmäßig über den Tag verteilten Gebetszeiten bereits in aller Frühe des Tages begannen.

Wenn wir die Kirche vom Kreuzgang aus betreten, befinden wir uns direkt unter der mittelalterlichen Nonnenempore. Anders als bei einem Männerkloster stand das Chorgestühl der Frauen nicht im Chor, sondern auf einer Empore.

Monolithische Säulen aus Granit tragen die größtenteils noch originalen mittelalterlichen Kreuzrippengewölbe der Empore. Sie wurden erst im späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert in den Kirchenbau eingefügt, obwohl sie Untersuchungen zufolge bereits von Anfang an geplant waren.

Diese zweischiffige Unterkirche diente vor allem Laien, das heißt Kirchenbesuchern, die keine Weihen eines Klerikers besaßen. Auf der Empore über den Gewölben war das mittelalterliche Chorgestühl der Nonnen aufgestellt. Hier versammelte sich der Frauenkonvent zu den acht Gebetszeiten des Tages. Dabei betete und sang man über die Woche verteilt eine feste Auswahl von Psalmen und anderen Bibeltexten oder auch verschiedene Hymnen. Das morgendliche Stundengebet, die Laudes oder Lobpreisungen, fanden bereits in aller Frühe des Tages statt. Die einzelnen Stundengebete waren bestimmten Inhalten gewidmet, so beschäftigte sich die gegen 8 Uhr stattfindende Terz beispielsweise mit dem Gedenken an die Aussendung des Heiligen Geistes, die gegen 14 Uhr angesetzte Non war dem Gedächtnis des Todes Jesu am Kreuz vorbehalten.

Zwischen 1853 und 1857 wurde der Innenraum der Kirche unter dem Wismarer Baumeister Thormann erneuert und mit neogotischen Wandblenden versehen, wobei auch die polygonal eingezogene Brüstung der Empore entstand. Ursprünglich war der Kirchenraum etwas einfacher gestaltet. Nur die figürlichen Gewölbekonsolen stammen Untersuchungen zufolge noch aus dem Mittelalter. Die Ausmalung des Raumes, die Orgel, die Kanzel und die Standfiguren der Apostel entstanden ebenfalls im 19. Jahrhundert. 1857 ist der Altaraufsatz ausgeführt und mit Bildern des herzoglichen Hofmalers Gaston Lenthe versehen worden. In Anlehnung an mittelalterliche Altartafeln stellen sie eine Kreuzigung und verschiedene Heilige vor reichem Goldgrund dar. Die Predella (Unterbau des Altaraufsatzes) schuf der Maler Gustav Stever.

Besonders prächtig sind die farbigen Glasfenster aus dieser Zeit. Sie zeigen als Gegenstück zur Kreuzigung im mittleren Fenster die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi wiederum nach einem Entwurf von Gaston Lenthe. Die Seitenfenster wurden nach dem Entwurf von Gustav Stever geschaffen: links Abraham und Moses, David und Elias aus dem alten Testament, rechts Petrus und Paulus aus dem Neuen Testament sowie der Kirchenvater Augustinus und schließlich Martin Luther.

Über die Anschaffung der beiden großen Radleuchter durch den Klosterhauptmann im Jahr 1887 berichtete die Stiftsdame Jeanette von Bülow: „Die Kronleuchter waren Untiere an Hässlichkeit und so schwer, daß das ganze Kirchengewölbe dabei einstürzen würde. Es sollten in jedem Stück die 12 goldenen Tore vom künftigen Jerusalem dargestellt werden, aber diese Tore waren nicht golden, sondern ganz schwarz…, und es sind nur 8 Tore, so daß alle Besucher, die es sehen, lachen und sagen: wir haben nur 8 Tore.“ QuelleJeanette von Bülow über Mathilde von Rohr, in: Theodor Fontane, Sie hatte nur Liebe und Güte für mich, Briefe an Mathilde von Rohr, Berlin 2000, S. 369.

Ursprünglich besaß die Klosterkirche keinen richtigen Glockenturm, sondern hatte – wie für die Kirche eines Frauenklosters in dieser Zeit üblich – nur einen kleinen Dachreiter. Spätestens 1729 wurde er abgebrochen und in den folgenden Jahren durch einen richtigen Glockenturm ersetzt. Doch dieser genügte im 19. Jahrhundert nicht mehr den repräsentativen Ansprüchen des Stiftes. Nach dem Schinkel erste Zeichnungen für eine Doppelturmfassade nach dem Vorbild der Friedrichwerderschen Kirche in Berlin geliefert hatte, wurde Georg Adolph Demmler 1827 mit der Ausführung des Turmes betraut.

Die Bauarbeiten an der Klosterkirche, die 1827 mit der Errichtung des Turmes begannen, dauerten dreißig Jahre an, bis die Kirche im Jahr 1857 feierlich eingeweiht werden konnte. Wie schon der Turm bezieht sich auch die Umgestaltung des Kirchenschiffs auf Schinkels Fiedrichwerdersche Kirche in Berlin, die als einer der ersten deutschen Kirchenbauten der Neogotik gilt. Das ist kein Zufall, denn der Baumeister Georg Adolph Demmler war an der Berliner Bauakademie nicht nur ein Schüler von Karl Friedrich Schinkel, sondern er begann die Bauarbeiten am Turm nach dessen Entwürfen. Während Demmler den Umbau von 1827 bis 1851 betreute, arbeitete der Dobbertiner Klostermaurermeister Retzlaff bis zur Fertigstellung 1857 an der Kirche. Die gesamten Umbauarbeiten wurden nicht nur sehr sorgfältig von ihm durchgeführt, es erstaunt die hohe Qualität der zahlreichen speziell angefertigten Formsteinelemente aus Terrakotta. Ein Teil davon musste jedoch bei der letzten Sanierung zwischen 1995 und 2006 erneuert werden.

Kreuzgang

Der Kreuzgang und der Klosteralltag

Der vierflüglige Kreuzgang, der zugleich Verbindungsweg und Meditationsraum war, bildete das Herzstück der Klosteranlage. Von hier wurde die gesamte Klausur erschlossen. Klausur stammt von dem lateinischen Wort „claustrum“ und bezeichnet den abgeschlossenen Bereich, den die Nonnen ohne Erlaubnis nicht verlassen durften und der, von Ausnahmen abgesehen, auch nicht von Ordensfremden betreten wurde.

Der Alltag in einem Benediktinerinnenkloster war streng geregelt. Die wiederkehrenden Gottesdienste wie Chorgebete und Konventsmessen bestimmten den Tagesablauf, der jedoch auch von den Jahreszeiten abhängig war. So gab es im Sommer eine kürzere Nachtruhe. Die Mittagsruhe war dagegen länger als im Winter. Zwischen den Gottesdiensten und Malzeiten gab es Zeit für Andachten und geistliche Lesungen. Außerdem wurde gearbeitet. In Frauenklöstern führte man in der Regel textile Handarbeiten aus und fertigte Gewänder für den sakralen Gebrauch. Da innerhalb der Klausur ein Schweigegebot galt, mussten sich die Frauen mit Handzeichen und Gesten verständigen.

In der Regel leitete die Äbtissin die Geschicke eines Benediktinerinnenklosters. Alle Mitglieder der Klostergemeinschaft waren ihr zum Gehorsam verpflichtet. An der Seite der Äbtissin stand die Priorin als ihre Stellvertreterin. Für Dobbertin und andere mecklenburgische Frauenklöster sind jedoch gar keine Äbtissinnen überliefert, hier führten Priorinnen die Konvente an. 1562 bestand er aus 26 Nonnen und 10 weiblichen Konversen. Die weiblichen Konversen traten ebenfalls dem Kloster bei. Sie lebten jedoch nicht in der strengen Klausur und trafen sich nicht mit dem Konvent zu den regelmäßigen Gebetszeiten auf der Nonnenempore. Stattdessen waren sie für die Arbeit und die Wirtschaft im Kloster zuständig.

OstflügelDer Ostflügel

In der Regel errichtete man bei einem Kloster zuerst den Ostflügel, da sich hier die wichtigsten Räume befanden wie der Kapitelsaal, das Sprechzimmer, der Tages- und Arbeitsraum oder auch der im Obergeschoss gelegene Schlafsaal.

Doch in Dobbertin wurde dieses Gebäude erst im frühen 15. Jahrhundert vollendet.

Untersuchungen konnten belegen, dass es hier bereits einen Vorgängerbau mit einer ganz ähnlichen Ausrichtung gab, von dem unter anderem Teile der östlichen Kreuzgangwand in den Neubau integriert wurden. Wahrscheinlich sind diese Vorgängerbauten auch der Grund dafür, dass die Klausur ihre ungewöhnliche, von der Kirche abweichende Ausrichtung erhielt, denn sie ist nicht wie üblich streng nach Osten ausgerichtet. Der östliche Kreuzgangarm ist breiter angelegt und flacher gewölbt als der sich anschließende südliche Kreuzgangarm. Dieser besitzt außerdem Querbögen, die als Spitzbögen ausgeführt wurden, während die Querbögen des Ostflügels rundbogig sind. Das hat seine Ursache darin, dass die beiden Kreuzgangarme in unterschiedlichen Bauphasen entstanden sind, denn von seinen älteren Resten einmal abgesehen, wurde der südliche Klausurflügel fast ein Jahrhundert vor dem Ostflügel vollendet. Heute gelangt durch die Fensteröffnungen viel Licht in den Kreuzgang, doch ursprünglich dürften die Fenster mit farbig bemaltem Glas versehen gewesen sein.

Die Dobbertiner Klausur hatte noch eine weitere Besonderheit zu bieten. Der östliche Kreuzgangarm ist länger als die anderen. Heute endet er mit einer großen Tür. Ursprünglich schloss sich hier offenbar das Gebäude der Klosterküche an. Sie wurde jedoch im 18. Jahrhundert abgebrochen. In der Regel befinden sich Klosterküchen an der gegenüberliegenden Südwestecke der Klausur, doch konnte sie in Dobbertin dort nicht gebaut werden, weil das Ufer des Sees im Mittelalter fast bis an die Gebäudeecke reichte.

In der etwas zurückgesetzten Südwand des östlichen Klausurgebäudes zeichnen sich noch einige Spuren des ehemals hier anschließenden Küchengebäudes ab. Die beiden übereinander liegenden vermauerten Öffnungen in der Mitte des Gebäudes gehören allerdings in eine spätere Zeit. Nach dem Abbruch der Küche errichtete man hier ein Abortanbau, der später wieder beseitigt wurde.

Um 1900 entstand der Anbau an die sonst schmucklose Fassade des Ostflügels, die man bei einem tief greifenden Umbau des Gebäudes im späten 18. Jahrhundert neu aufgemauert hatte.

Das zwischen 2004 und 2006 errichtete gläserne Treppenhaus ist die jüngste Zutat und steht an der Stelle, an der 1946 ein Teil des Klausurgebäudes nach einem Brandschaden abgetragen werden musste. Im oberen Bereich des gesamten Ensembles befindet sich seit 2006 die Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung.

Südlicher KreuzgangarmDer Südflügel

Der südliche Kreuzgangarm wurde im späten 13. Jahrhundert begonnen und erhielt anders als die anderen Kreuzgangarme verschiedene Blattkonsolen aus Gipsstuck, einer Herstellungstechnik, die in der mittelalterlichen Architektur des Küstengebietes weit verbreitet ist.

Wenn wir die Mitte dieses Kreuzgangarmes erreicht haben, stehen wir vor einem mittelalterlichen Stufenportal, das zusammen mit dem Gebäude des südlichen Klausurflügels im späten 13. Jahrhundert entstanden ist. Im Zuge der Sanierung konnte es in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt werden. Es muss sich um ein wichtiges Portal gehandelt haben, da in seinem Gewände sogar glasierte Formsteine verwendet wurden. Zu beiden Seiten sind noch die Reste mittelalterlicher Malereien zu erkennen. Auf der linken Seite des Portals ist Christophorus dargestellt, der das Christkind sicher über das Wasser trägt. Auf der rechten Seite ist offenbar ein heiliger König mit einem Palmenzweig zu erkennen. Ursprünglich konnte man durch dieses Portal die Klausur verlassen, wahrscheinlich durfte es jedoch nur ein eingeschränkter Personenkreis benutzen. Auch die Auswahl der beiden Darstellungen ist kein Zufall. Der heilige Christophorus war der Patron der Reisenden, mit dessen Hilfe es möglich wurde, die Welt außerhalb der Klostermauern sicher zu passieren.

Wenn wir durch das rekonstruierte Portal den anschließenden Gang betreten, können wir erkennen, warum das Portal auf der Kreuzgangseite nicht in der Mitte des Gewölbejoches liegt. Denn auf der gegenüberliegenden Seite waren die Gewölbejoche größer. Es gibt Hinweise darauf, dass zu Beginn der Errichtung des Flügels gar keine Wölbung vorgesehen war, diese jedoch noch im Zuge der Bautätigkeiten um 1300 ausgeführt worden ist.

Wie die Spuren abgeschlagener Mauersteine über dem Portal verraten, ließ sich die Tür einst sicher und fest verschließen. Wahrscheinlich markierte das Portal auch die Grenze zum Klausurbereich, denn durch den anschließenden Gang konnte man die Klausurgebäude verlassen. Der Gang trennte zwei spiegelbildlich ausgeführte vierjochige Gewölberäume, die jeweils einen Eckkamin besaßen. Erhalten blieb jedoch nur einer der beiden Räume. Beim barocken Umbau wurde der südliche Teil des Gebäudes bis auf die Fundamente abgetragen und neu aufgemauert. Ein Blick in das dem Gang benachbarte Treppenhaus zeigt noch die Spuren der Gewölbe, die hier im 18. Jahrhundert abgebrochen wurden. Während der Sanierung richtete man neben dem Treppenhaus 2006 eine Holzwerkstatt für die Förderschule ein.

Der im späten 13. Jahrhundert entstandene Gewölberaum war einer der Speiseräume des Klosters – auch Refektorium genannt. Die Untersuchungen des Raumes zeigten, dass bereits mit der Erbauung des Raumes in der Ecke neben dem Zugang ein Kamin ausgeführt worden ist.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte dieser Raum zu jener Wohnung, die von Mathilde von Rohr bewohnt wurde. Theodor Fontane konnte sich bei seinen Besuchen im Kloster keinen „poetischeren Aufenthalt“ vorstellen: „Das Zimmer, darin wir das Frühstück und abends den Tee zu nehmen pflegten, hatte ganz den Klostercharakter, denn aus seiner Mitte stieg ein schlanker, oben palmenfächriger Pfeiler auf; halb verdeckt davon aber stand ein Schaukelstuhl, von dem aus ich, wenn ich mich im Pfeilerschatten hin und her wiegte, mal links, mal rechts das Kohlenfeuer sah, dass in dem altmodischen Kamin verglühte.“ QuelleTheodor Fontane, Sie hatte nur Liebe und Güte für mich, Briefe an Mathilde von Rohr, Berlin 2000, S. 22.

RefektoriumDen Saal stützen drei Säulen aus gotländischem Kalkstein, die im späten 13. Jahrhundert vor Ort ausgeführt und dann als Luxusgut in den Hanseraum exportiert wurden. Das Refektorium ist neben der Kirche und dem Kreuzgang der einzige erhaltene mittelalterliche Gewölberaum der Dobbertiner Anlage. Deshalb wurde er im Zuge denkmalschutzgerechter Umbauten wieder in seinen früheren Zustand versetzt, wobei man auch die nicht mehr vorhandenen mittelalterlichen Fensteröffnungen nach angetroffenen Befunden rekonstruierte.

Auf die Nutzung dieses Raums als Speiseraum weist noch die kleine spitzbogige Öffnung in der gegenüberliegenden Wand hin, durch die man ursprünglich direkt in die Küche gelangen konnte. Zu einem späteren Zeitpunkt ist sie zu einem Ofen umgebaut worden.

Im Refektorium wurden nur die Hauptmahlzeiten eingenommen. Bei Tisch wurde geschwiegen und der Lesung religiöser Texte gelauscht.

Entsprechend der Lebensführung im Kloster war das Essen zunächst eher karg. Die zahlreichen Feiertage haben den Speiseplan jedoch angereichert. Hauptnahrungsmittel im Kloster war das Brot. Die tägliche Ration betrug nach der Regel des heiligen Benedikt etwa ein Pfund. Dazu gab es Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Honig, Fisch und wie die mittelalterlichen Küchenabfälle verraten, auch immer wieder verschiedene Sorten Fleisch.

GrabplatteDie Grabplatten in der Klausur

Neben seinem gut erhaltenen Kreuzgang besitzt das Kloster Dobbertin noch einen Schatz an Grabplatten, die zwischen dem späten 14. und dem frühen 19. Jahrhundert entstanden sind. Die in Kalkstein ausgeführten Platten befanden sich ursprünglich größtenteils in der Kirche. Einzelne Platten wurden jedoch auch im Kreuzgang vor dem ehemaligen Kapitelsaal – dem heutigen Eingangsbereich – gefunden. Die Abnutzungsspuren beweisen, dass sie im Fußboden lagen und die Gräber der Verstorbenen bedeckten. Sie gehörten einerseits weltlichen Personen, die sich durch Stiftungen das Recht einer Bestattung in der Klosterkirche erworben hatten, wie dem Mühlenbauer Hinrik Glove. Dessen prächtiger Reliefgrabstein zeigt seine Person mit einem Radkreuz zu seinen Füßen und ist eines der frühesten Schriftdenkmäler der niederdeutschen Sprache im Hanseraum. Andere Grabplatten gehören den Geistlichen der Dobbertiner Klosterkirche wie dem 1417 verstorbenen Propst Nikolaus Metztorp. Da Frauen keine Priesterweihen erhalten konnten, mussten Geistliche die Messe zelebrieren und den Klosterfrauen die Beichte abnehmen.

Die stark abgetretene Grabplatte des Beichtvaters Bernd Holle wurde bei Grabungsarbeiten im Kreuzgang gefunden und befindet sich heute in dem Durchgang neben dem Refektorium.

Die vorhandenen Grabplatten der Konventualinnen und Priorinnen stammen alle erst aus nachreformatorischer Zeit. Interessant sind dabei einige wieder verwendete Platten. Am Ende des südlichen Kreuzgangarmes befindet sich die Platte für den 1518 verstorbenen Petrus Henning, auf der nur die spätgotische Inschrift erhalten blieb. Seine Darstellung ging verloren, als nachträglich die Grabinschrift für die 1748 verstorbene Konventualin Johanna von Plüskow eingemeißelt wurde.

Der Westflügel

Der westliche Kreuzgangarm unterscheidet sich in seinen Proportionen kaum vom südlichen Kreuzgangarm. Als zusätzliches Gestaltungselement gibt es eine Nischengliederung. Gewölberippen, Fenstergewände und andere Baudetails entsprechen jedoch denen des Südflügels, was nahe legt, dass das westliche Klausurgebäude um 1300 und damit nicht lange nach dem Südflügel errichtet worden ist.

Wie bei vielen anderen Klöstern gab es auch in Dobbertin einen großen Vorratskeller im Westflügel. Darüber befand sich ehemals ein hoher repräsentativer Gewölbesaal, der fast die gesamte Länge des Gebäudes einnahm. Bei den Zisterziensern waren in diesem Teil der Klausur die Konversen untergebracht. Als Laienbrüder verrichteten sie alle Arbeiten innerhalb des Klosters und in der Klosterwirtschaft. In Dobbertin haben hier vielleicht die weiblichen Konversen gewohnt. Darüber hinaus dürften jedoch auch hochrangige Gäste in diesem Flügel aufgenommen worden sein. Schließlich gab es im Keller nahe der nördlichen Stirnwand eine große Warmluftheizung, die den darüber liegenden Raum erwärmen konnte.

Die verzierten Gewölbeschlusssteine hat man erst 1858 mit Stuckmörtel auf die schmucklosen mittelalterlichen Rippenkreuze aufgetragen. Sie sind Teil einer umfangreichen Wiederherstellung dieser Zeit, in der der Kreuzgang auch seine heutige Verputzung erhielt.

Konventsaal

Der Konventsaal, dessen Wandtäfelung und Deckengestaltung noch aus der Zeit um 1885 stammt, diente festlichen Anlässen, wie der Wahl der Domina durch die Konventualinnen. Bis zur Auflösung des Klosters 1920 hingen hier die Porträts von Klosterhauptleuten und verschiedener Klosterfrauen, die in Dobbertin das Amt der Domina innehatten. Seit der Wiedereinrichtung des Raumes sind hier einige Reproduktionen der verlorenen Porträts ausgestellt.

Der Raum erinnert an die Zeit, in der Theodor Fontane das Kloster besuchte. Fontane schätzte neben seiner Gesprächpartnerin, der Konventualin Mathilde von Rohr, die „Klosterstille“ und „Abwesenheit der kleinen Tagessorge“ wie auch die „geistige Freiheit“, die er in Dobbertin spürte. Er bezeichnete die Anlage als „ein dörfliches, in kleinre Verhältnisse (aber keinesfalls in kleine) transponiertes Oxford“QuelleTheodor Fontane, Sie hatte nur Liebe und Güte für mich, Briefe an Mathilde von Rohr, Berlin 2000, S. 358

Zu dieser Zeit gab es 32 Stiftsdamen in Dobbertin, von denen jede ein Haus mit 6-12 Zimmern bewohnte, über ein Zimmermädchen verfügte und einen eigenen Garten besaß. Als Mathilde von Rohr hier 1869 als Stiftsdame einzog, führte die 90jährige Hedwig Elisabeth Dorothea von Quitzow den Konvent. Mit ihrem Amt, das nach der Reformation die Bezeichnung „Domina“ erhielt, war sie eine der wichtigsten adligen Persönlichkeiten im Land und folgte in der Rangfolge auf die Mitglieder der herzoglichen Familie.

Der Nordflügel

Wie Baunähte nachweisen, wurde der Nordflügel im Verlauf des 14. Jahrhunderts nachträglich an den Westflügel angefügt, was die geringere Höhe der Gewölbe im nördlichen Kreuzgangarm sowie die als Rundbögen ausgeführten Querbögen erklärt. Die größere Breite könnte allerdings auch mit den zusätzlichen Aufgaben zusammenhängen, die dieser Kreuzgangarm zu erfüllen hatte. Er diente als bevorzugter Lese- und Meditationsraum. Außerdem fanden hier regelmäßig wiederkehrende Ereignisse wie die Fußwaschung statt. Hierbei wurden den Mitgliedern des Konventes von der Äbtissin oder deren Stellvertreterin die Füße gewaschen. Diese Fußwaschung bezog sich auf das letzte Abendmahl, bei dem Christus seinen Jüngern die Füße wäscht.

Im vorletzten Joch dieses Kreuzgangarmes zeigt die Dobbertiner Klausur noch mal ihre Besonderheiten. Zwei gegenüberliegende Konsolen tragen die Inschriften zweier niederdeutscher Verse sowie eines lateinischen Hexameters, die bei der Herstellung in den Ton der Konsolen geschnitten wurden. Die in Reimen abgefassten Texte lauten in der Übertragung beispielsweise „Angst vertreibt die Freude, Traurigkeit ist ein treuer Freund“.

Die der zeitgenössischen Literatur entlehnten Sinnsprüche sind auf ein frommes Leben unabhängig von weltlichen Autoritäten gerichtet.

Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass sich die Sprüche gerade an dieser Stelle befinden. Von hier gelangte man über eine kleine Wendeltreppe in das Obergeschoss des Nachbarflügels mit dem Schlafsaal und auf die Nonnenempore der Kirche. Von der Treppe blieb nur ein gebogener Mauerverlauf (Befundfenster in der Wand in Richtung der Kirche).

Im Klosterladen ist noch ein Teil der unverputzten ehemaligen Außenwand des Nordflügels zu sehen. Sie begrenzte einst den Klausurhof, bevor sie nach mehreren Umbauten 1837 endgültig zu einer Innenwand wurde. Auf der unverputzten Wand sind neben mittelalterlichen Wandbereichen mit vermauerten Fensteröffnungen zahlreiche spätere Veränderungen zu erkennen, in denen man heute wie in einem baugeschichtlichen Buch lesen kann. Das mittelalterliche Portal, das heute noch den Zugang in den Klosterladen bildet, deutet mit seiner Bogenblende an, dass es vielleicht in einen kleinen Anbau führte oder führen sollte.

Im 17. und 18. Jahrhundert kamen weitere Anbauten dazu. Eine große rundbogige Kaminöffnung des 18. Jahrhunderts blieb bis heute erhalten. Neben der Öffnung befinden sich noch Reste aufgemalter Fayencekacheln, die eine noble Innenraumgestaltung vortäuschten.

Nachdem 1837 der Dobbertiner Klostermaurer Retzlaff die Türme der Klosterkirche vollendet hatte, folgte der Umbau des anschließenden nördlichen Klausurgebäudes. Nach den Vorgaben des Baumeisters Demmler sollte der Stil der neuen Fassade dem Stil der bereits vorhandenen neogotischen Türme entsprechen.

Dominagiebel

1884 entwarf der Schweriner Baurat Daniel eine repräsentative Neorenaissancefassade – auch Dominagiebel genannt – für die den Rechnungsbüchern des Klosters zufolge 1885 zahlreiche Sandsteinelemente angefertigt und hertransportiert werden mussten.

Klausurhof

Der Klausurhof

Während der Kreuzgang seinen mittelalterlichen Charakter behielt, sind im Klausurhof zahlreiche Veränderungen zu erkennen. Feldsteinfundamente weisen nach, dass es an den Wänden einst gotische Strebepfeiler gab, die jedoch nicht von Anfang an vorgesehen waren und erst im Verlauf der Bautätigkeiten entstanden.

Nach der Umwandlung in ein evangelisches Damenstift im Jahr 1572 lag die Aufgabe des Klosters jetzt ausdrücklich in der „christlich ehrbaren Auferziehung inländischer Jungfrauen“. Die umfangreichen Einkünfte aus den Klostergütern dienten jedoch weiterhin zur Versorgung und Unterhaltung des Stiftes und ermöglichten schließlich auch die vielen Bauarbeiten, mit denen man die Anlage vergrößerte und die Gebäude dem Geschmack der Zeit anpasste.

Die Fachwerkobergeschosse mit den großen Mansarddächern entstanden beim Umbau der Klausur ab 1719. Dabei wurden auch die alten Klosterzellen abgebrochen. Jetzt erhielt jede Stiftsdame ihre eigene Wohnung mit mehreren Zimmern.

Im Jahr 1837 reichte der Wohnraum für die über 30 Stiftsdamen nicht mehr aus und man veränderte nun auch den nördlichen Kreuzgangarm. Dieses ursprünglich nur aus dem Kreuzgang bestehende Gebäude erhielt einen Erweiterungsbau aus Fachwerk.

Die heutige Gestalt des Hofes ist das Ergebnis der letzten Sanierung zwischen 2002 und 2006. Die großzügige Terrassenanlage dient dabei als Bühne, die nun schon seit mehreren Jahren regelmäßig zu Konzerten und Open-Air-Veranstaltungen einlädt.

Wohngebäude der Konventualinnen

Die Wohngebäude der Konventualinnen

Nachdem die Stiftdamen eigene Wohnungen bezogen, die zudem jeweils über eine eigene Hauswirtschaft verfügten, waren die Klausurgebäude recht bald zu klein und es entstanden separate Wohnhäuser.

Das älteste Wohngebäude (Haus 7) steht an dem kleinen Platz (Fontane Platz) südlich der Klausur nahe dem Seeufer inmitten zweier jüngerer Wohngebäude.

Es wurde den Rechnungsbüchern zufolge in den Jahren 1739 und 1740 als Wohnhaus für zwei Stiftsdamen errichtet. Jede Wohnung erhielt ihren eigenen Eingang und verfügte neben der Küche, einem Vorratskeller, dem Treppenhaus und einem separaten Abort auch über mehrere Stuben und Kammern.

Das mit einem Zwerchgiebel versehene Wohnhaus (Haus 6) rechts davon ist etwas jünger und wurde um 1780 gebaut. Es orientiert sich in der Gestaltung an repräsentativen Wohnhäusern der Region. Viele der in den Rechnungsbüchern des Klosters überlieferten Handwerker stammten aus Schwerin, Wismar und Güstrow, andere gehörten direkt zum Kloster.

Als letztes wurde um 1875 das linke Wohngebäude (Haus 8) errichtet, das dem preußischen Backsteinbau dieser Zeit verpflichtet ist und den Auftakt zu einer Reihe weiterer neogotischer Wohnhäuser für die Stiftsdamen bildete.

Auf dem Platz vor dem Südflügel (Fontane Platz) steht ein kleiner Tulpenbaum. Er wurde zur Erinnerung an jenen Baum gepflanzt, der zu Fontanes Zeiten im Kloster Dobbertin, an der Wand des Klausurgebäudes emporwuchs.

Östlich des Küchenmeisterhauses (Haus 9) liegt in einiger Entfernung gegenüber den Behindertenwerkstätten ein prächtiges neogotisches Wohnhaus (Haus 10), das zwischen 1861 und 1864 für drei Stiftsdamen errichtet wurde. Der elegante Ziegelbau orientiert sich an den Formen der norddeutschen Backsteingotik und verfügt über mehrere Stufengiebel.

Westlich des Brau- und Brennhauses befinden sich direkt am Ufer des Sees zwei weitere Wohngebäude Dobbertiner Stiftsdamen. Das näher gelegene Haus (Haus 2) entstand zwischen 1866 und 1869 und erhielt kleine gotische Strebepfeiler und Balkone über den Eingängen. Das etwas weiter entfernte Wohnhaus (Haus 1) entstand fast zehn Jahre später jedoch in ähnlicher Bauweise. Die kleinen Treppentürmchen an der Rückseite verleihen dem historisierenden Gebäude den Charakter eines kleinen Schlosses. Heute leben in den meisten früheren Wohnhäusern des Damenkonvents durch das Diakoniewerk betreute Menschen mit Behinderungen.

Klosterhauptmannhaus

Das Amtshaus oder Klosterhauptmannhaus

Der zwischen 1751 und 1757 errichtete stattliche barocke Putzbau gleicht einem Herrenhaus. Hier wohnte der Klosterhauptmann, der von der Ritter- und Landschaft des Herzogtums auf 6 Jahre gewählt wurde und der höchste Verwaltungsbeamte des Klosteramtes war. Heute befindet sich hier die Hauptverwaltung des Diakoniewerkes. Bereits vor der Reformation wurden die Güter und die Wirtschaft des Klosters von einem Propst verwaltet, der im Mittelalter jedoch zugleich Priester war (siehe Grabplatte des 1417 verstorbenen Propstes Nikolaus Metztorp in der Klausur).

Die Fundamente des mittelalterlichen Propsteigebäudes, in dem sich auch die Wohnung des Propstes befand, wurden auf dem Amtsplatz vor dem Amtshaus gefunden.

Anders als der Propst durften die späteren Klosterhauptmänner auch heiraten. Der mecklenburgische Landrat und Klosterhauptmann Cord Behr war 28 Jahre mit Anna Leveke verheiratet, die ihm 10 Kinder gebar. Seine Grabplatte ist auf der linken Seite der Fassade vor dem 1907 errichteten Anbau aufgestellt worden. Der Grabstein seiner Frau befindet sich heute in der Klausur. Von 1844 – 1846 wohnte der niederdeutsche Dichter John Brinckman mit in diesem Haus und verdiente sich als Hauslehrer beim Klosterhauptmann Baron le Fort seinen Unterhalt. Der letzte Klosterhauptmann war Hellmuth von Prollius, der die Amtsgeschäfte 1919 an die Vertreter des neu gegründeten Freistaates Mecklenburg übergeben musste.

Küchenmeisterhaus

Das Küchenmeisterhaus

Ein wichtiger Mitarbeiter des Klosterhauptmanns war der Küchenmeister. Wie bei dem Kellermeister in einem mittelalterlichen Männerkloster gehörten in seine Zuständigkeit nicht nur die Küche und die Vorräte, sondern auch die finanzielle Verwaltung der Klosterwirtschaft. Zahlreiche von den Küchenmeistern in Schönschrift verfasste Rechnungsbücher haben sich im Schweriner Landeshauptarchiv erhalten. Im 18. Jahrhundert wohnte der Küchenmeister in dem Backsteingebäude (Haus 11) zwischen Klosterhauptmannhaus und Kirche. Von 1843 bis 1846 wurde schließlich ein neues Küchenmeisterhaus (Haus 9) errichtet, das zugleich auch als Wohnung für eine Stiftsdame diente.

Brau- und Brennhaus

Das ehemalige Brau- und Brennhaus

Bereits im Mittelalter besaß das Kloster ein Brauhaus, das sich jedoch an einer anderen Stelle befand. Um 1745 wurde dieses Gebäude als Brauhaus und Brennerei errichtet und blieb in seinen Umfassungsmauern und dem barocken Dachwerk zum großen Teil bis heute erhalten. Wie ein Inventar von 1766 überliefert, befanden sich im nördlichen Teil des Gebäudes neben einer Darre, der Braukammer und der Braupfanne auch zwei Brennblasen und eine kleine Gaststube. Im südlichen Teil des Gebäudes lagen die Wohnräume, in denen offenbar der Braumeister wohnte. Nachdem 1836 noch einmal eine Erneuerung der „Brau- und Brennerei“ erfolgte, kam es 1847 zu einem Umbau, mit dem sich auch die Nutzung des gesamten Gebäudes veränderte. 1848 richtete man in einem Anbau auf der nördlichen Seite die Amtsbäckerei ein. Im südlichen Teil wurde ein Gerichtssaal geschaffen und auf dem Dachboden vier Gefängniszellen eingebaut. Die Zellen sind größtenteils noch im Originalzustand erhalten und können seit der Sanierung 2010/11 zusammen mit einer Ausstellung zur Geschichte des Klosteramtes bei Sonderführungen besichtigt werden. Im Erdgeschoss befindet sich eine Gastronomie mit Angeboten für Bewohner und Besucher der Klosteranlage. (Kontakt: Brauhaus, Tel. 038736 / 86198)

Das Klosteramt Dobbertin

Bereits im Mittelalter wurde der Besitz des Klosters so umfangreich, dass Dobbertin als eines der reichsten Klöster Norddeutschlands galt. Trotz der Reformation behielt das Kloster seinen Besitz und konnte diesen bis zur Schließung im Jahr 1920 sogar noch vergrößern. Die 25 000 Hektar umfassenden Ländereien wurden im 16. Jahrhundert zur besseren Verwaltung in einem eigenen Verwaltungsbezirk – dem Klosteramt Dobbertin – zusammengefasst. Dazu gehörten 26 Klostergüter, 12 Forstämter mit umfangreichen Wäldereien, 3 Ziegeleien und 2 Kalkbrennereien und schließlich mehrere Seen. Das Amt war für 19 Kirchen und 43 Schulen zuständig. Der Dobbertiner Wirtschaftshof (bereits 1736 auch Bauhof) diente dabei hauptsächlich zur Versorgung des Klosters. Ursprünglich befand sich ein Teil der Wirtschaftsgebäude neben dem westlichen Klausurflügel. Mit dem Bau der großzügigen Wohnhäuser für die Stiftsdamen verlagerte sich die gesamte Klosterwirtschaft an eine andere Stelle. Nun entstanden hier neben dem Brau- und Brennhaus sowie der Amtsbäckerei auch Ställe und Scheunen. Einen umgebauten Stall aus dem 18. Jahrhunderts links, eine ehemalige Scheune rechts. Von den beiden kleineren Gebäuden wurde das vordere 1846 als Spritzenhaus gebaut, das hintere galt lange Zeit als altes Torhaus. Während einer Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass es sich bei den Gewölben offenbar um die Vorhalle einer Schmiede aus dem 18. Jahrhundert handelte.

Werkstätten für behinderte MenschenGegenüber befindet sich in größerer Entfernung der 1994 bis 1995 errichtete Neubaukomplex der Werkstätten für behinderte Menschen. In den freundlichen Arbeitsräumen können die in Dobbertin betreuten Menschen sowie Menschen mit Behinderungen, die zu Hause leben, eine sinnvolle Beschäftigung finden. Die Tätigkeiten umfassen z.B. die Kerzen-/ Teelichtproduktion und Töpferei, die Änderungs- und Putzlappenschneiderei, die Altkleidersammlung und -verarbeitung, die Tischlerei, die Metallbearbeitung, Sortier- und Verpackungsarbeiten, umfangreiche landschaftspflegerische Tätigkeiten, Dienstleistungen im Bereich Küche, CAP-Markt, im Brauhaus und im allgemeinen Service u.v.m..

Das alte Torhaus

Bereits im Mittelalter gab es ein Torhaus, das das Kloster vor ungebetenen Besuchern schützte. Dazu gehörte zumindest teilweise auch eine Klostermauer. Doch das Kloster war durch seine ehemalige Insellage recht gut gesichert. Ein Graben trennte die Landzunge mit dem Kloster vom übrigen Ufer ab. Wahrscheinlich müssen wir uns das Torhaus wie ein kleines Stadttor vorstellen. 1721 wurde es abgebrochen und 1754 schließlich durch ein neues und repräsentativeres Torhaus ersetzt. Doch auch dieses Gebäude kennen wir nur aus alten Plänen und schriftlichen Überlieferungen.

Klosterfriedhof

Der Klosterfriedhof

Der einen halben Kilometer östlich des Klosters gelegene Dobbertiner Klosterfriedhof wurde bereits im 18. Jahrhundert dort eingerichtet, nachdem man die Bestattung in der Kirche und dem angrenzenden Bereich nach und nach einstellte. Heute befinden sich auf dem Friedhof über 70 Grabsteine ehemaliger Konventualinnen und Provisoren. Besonders sehenswert sind der Granitgrabstein für die am 1791 verstorbene Konventualin Johanna Agnesa von Gloeden oder der im Zopfstil gestaltete Sandsteinobelisk des 1790 verstorbenen Klosterhauptmanns Hans Friedrich Christian von Krakewitz.

1889 ist dort auch die Stiftsdame Mathilde von Rohr begraben worden, von der wir schon einiges als enge Gesprächspartnerin Theodor Fontanes erfahren haben. Ihr einfaches Grabkreuz aus Granit befindet sich nahe der Mauer an der Straße.

Unter den Bestatteten befinden sich Angehörige aus allen prominenten mecklenburgischen Adelsfamilien aber auch Mitglieder alteingesessener preussischer Geschlechter sind darunter. So kann man hier Namen lesen wie: derer von Schack, von Maltzan, von Bassewitz, von Oertzen, von Lowtzow, von der Lühe, von Weltzien, von Quitzow, von Bülow, von Heyden, von Knesebeck, von Blücher, von Flotow, von Hammerstein, von Behr, von Wickede, von Restorff, von Graevenitz und viele andere.

Als letzte der in Dobbertin lebenden Konventualin wurde hier 1974 Elisabeth Charlotte Gräfin von Bassewitz bestattet.

Literatur:
Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Mecklenburg-Vorpommern, München und Berlin 2000

Bettina Gnekow, Kloster Dobbertin, Denkmalpflegerische Aspekte der Sanierung, in: Magister operis, Beiträge zur mittelalterlichen Architektur Europas, Festgabe für Dethard von Winterfeld zum 70. Geburtstag, Regensburg 2008,

Georg Christian Friedrich Lisch, Die Kirche und das Kloster Dobbertin, in: Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Jg. 8 (1843),

Georg Christian Friedrich Lisch, Die Reformation des Kloster Dobbertin, in: Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 22 (1857),

Georg Christian Friedrich Lisch: Über die Töchter und Schwiegertöchter des Fürsten Johann II. von Werle Güstrow in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 26 (1861),

Mecklenburgisches Urkundenbuch, Bd. 9, Schwerin 1875 und Bd. 15, Schwerin 1890

Elisabeth von Raven, Die Kirche und das Kloster zu Dobbertin, Dobbertin 1935

Friedrich Schlie, Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg – Schwerin, Bd. 4, Schwerin 1901

Dirk Schumann, Zur mittelalterlichen Baugeschichte des Benediktinerinnenklosters Dobbertin in: Festschrift anlässlich der Einweihung und Eröffnung des sanierten Klausurbereiches im Kloster Dobbertin, Dobbertin 2006,

L. Viereck, Die Rechtverhältnisse der vier mecklenburgischen Jungfrauenklöster nach ihrer geschichtlichen Entwicklung, 2 Teile in 1 Band, Berlin 1874

Archivalien:
LHA Schwerin, 3.2-3/1 Landeskloster/Klosteramt Dobbertin Nr. 4- Nr. 1583